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FC Donebach & „
Dumbocher Turmspatze“
„Jeder plärrt, alles g´sperrt“
Die Dumbocher Turmspatzen haben nach 37 Jahren ihren ersten Ehrenspatz
ernannt. Für die zu Ehrende völlig überraschend wurde Sieglinde Bruckert
auf die Bühne der diesjährigen Prunksitzung gerufen. Mit ihr fiel die
Wahl auf eine Faschnachterin der ersten Stunde; sie war über Jahre Dreh-
und Angelpunkt, stand als Siebenerrat und Sitzungspräsidentin auch immer
wieder in der Bütt, ersann und sang Faschnachtslieder, pflegte Kontakte
und war schlicht das Gesicht der Turmspatzen. Sichtlich gerührt nahm sie
die Ehrung entgegen, gedachte der auch für sie sehr wertvollen Zeit und
ein Satz von ihr stand über der gesamten Prunksitzung, die zweimal vor
fast ausverkauftem Haus im Sportheim stattfand: „Ich freu mich so, dass
der Samen, den wir gelegt haben, aufgegangen ist.“
Im deutlich verjüngten Siebenerrat haben tatsächlich junge engagierte
Turmspatzen um Nathalie Frank – in diesem Jahr aus freudigem Anlass nur
im Hintergrund tätig - die Verantwortung übernommen und Sitzungen
organisiert, auf die das kleine Donebach stolz sein kann. Über allem
stand das Motto: „Jeder plärrt, alles g´sperrt“. Seitenhiebe auf die
desolate Verkehrsführung und die inflationär aufgestellten Umleitungs-
und Sperrschilder inklusive.
Alex Walz und später Martin Repp führten sprachgewandt und schlagfertig
durch das Programm. Damit der schnelle Übergang von der Weihnachts- hin
zur Faschenachtszeit leichter fiel, dichtete Walz kurzerhand der
Sternsingersegen in fromme Wünsche für die Sitzungen um. Ohnehin war die
Truppe und vor allem auch die Akteure des Milchhäusle – übrigens fast
ausnahmslos ehemalige Ministranten – viel im „kirchlichen Spektrum“
unterwegs. Dekan Balbach jedenfalls hatte bei seinem Besuch am Freitag
augenscheinlich seinen Spaß dabei.
Doch der Reihe nach: Mit Verena I. und Andreas I. (Bulling) übernahmen
eine waschechte Donebacherin und ein gebürtiger „Heschelbocher“ charmant
und unaufgeregt die Regentschaft. Die Entscheidung war schnell gefallen:
„E Flasche Wein und een Schnaps hebbe glangt, scho hatte mir des Telefon
in der Hand!“ Erstmals übergab Johannes Schnetz in seiner neuen Funktion
als Vorsitzender des FC Donebach die Schlüssel des Sportheims und mit
den „Miniturmspatzen“ startete der Reigen der Tänze. Als kleine Quallen
wirbelten die Mädels voll konzentriert über die Bühne und freuten sich
über ganz viel Applaus. In der Folge wechselten Wortbeiträge und Tänze.
Nach der Ehrung wurden die diversen Gastabordnungen und Dekan Balbach
bzw. „de Bochemeeschter“, OV Herbert Scharmann und Alt-OV Herbert Münkel
aus Schlossi auf die Bühne gerufen. Nach dem freundlichen Schlagabtausch
folgte der unbestrittene Höhepunkt des Abends: Der Auftritt des
Milchhäusle. Speziell waren die schon immer. Aber heuer übertraf sich
die Truppe mit der Darstellung einer Messe, die „der neue
Aushilfspfarrer Pater Wiesel“ (Sebastian Trunk) mit seinen Ministranten
abhielt.
Dem Kirchenrecht entsprach das nicht, aber die nüchterne Prophezeiung
von DJ Randy Andy beim „EsBvdK“ („e schnells Bier vor de Kerch“)
erfüllte sich in jeder Form: „Eener oder zwee senn hinnerher vielleicht
tieftraurich – aber de Rescht bringe mer in Exstase“. Kirchengesang,
Lesung, Fürbitten, Beichte, Klingebeutel (für die Fußballjugend) – alles
war dabei und die Gäste (zumal die mit Insiderkenntnissen) waren dann
auch tatsächlich hin und weg über diesen anarchischen, fast englischen
Humor, dem im echten Wortsinn nichts heilig war.
Nach der Pause, in der laut Sitzungspräsident „raus kann, was raus muss,
damit dann wieder nei kann, was nei muss“, schilderte Tammy Linder alias
Erna Vogel („Uff jede Veranstaltung ghört e schöni Fraa – hier bin
ich!“) ihr Eheleid mit ihrem Erwin, bevor der Siebenerrat mit tollem
gesanglichen Talent das Format einer Radiosendung wählte, das – passend
zum Motto – permanent von Verkehrsnachrichten unterbrochen wurde. „MC
Mäx“ (Max Schäfer) und „Dancing Doni“ (Antonia Schölch) waren die
Moderatoren, die in der modernen Abwandlung des „Ortsschellers“ witziges
Dorfgeschehen und ärgerliche Missstände publik machten mit dem Gruß am
Ende: „In diesem Sinne, fahrt net in die Rinne!“ „Karl und Karl“ von den
LUVö Schweinberg (Andreas Poser und Andreas Leiblein) beschworen
schließlich das Angebot ihres neunstöckigen Kaufhauses „Karlstadt“ und
bewiesen dabei slapstick-Talent mittels imaginärer Roll- oder
Wendeltreppen. Am Freitag war auch Ralf Zang mit seinem Jahresrückblick
2023 mit von der Partie.
Tänzerisch zeigten die Schautanzgruppe der Beddemer Hanmertli
(„Wolfsmond“), das Tanzmariechen Janine Gramlich von der KaGe Wullewack
Lemboch (freitags: Samira Gramlich)und die Schautanzgruppe „Säuli and
more“ der Rouschebercher Milchsäuli , was sie drauf haben. Auch die
Gardemädchen der Blau-weiß Funken von der Schorlemafia aus Trienz und
die Schautanzgruppe der KaGe Wullewack („Tanz um das gestohlene
Drachenei“) ließen gekonnt die Bühnenbretter erbeben. Bei letzteren
sorgten neben dem Tanz die durchaus gewagten Kostüme für Furore. Auch
die Schautanzgruppe der Mudemer Wassersucher präsentierte ihren „Tarzan“
und den tänzerischen Schlusspunkt setzte die Powergang aus Donebach, die
mit sichtlich viel Spaß bei der Sache war. Herzliche Dankesworte vor
allem von der „wahren Chefin“ Nathalie Frank an alle, die diese enorme
Gemeinschaftsleistung wieder möglich gemacht haben, leiteten über zum
sich anschließenden Tanz, zu dem das traditionell für die stimmige
musikalische Begleitung zuständige „Duo Banal“ einlud. Zuvor allerdings
wurde die neue „Turmspatze-Hymne“ gesungen – auch dafür war nach 37
Jahren die Zeit reif. (SiS)
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